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Chor der B�lle im Hirnzigenweg


Chor der Bälle im Hirnzigenweg

An die Erfolge der letzten Dekade anzuknüpfen ist schwer. Doch die Tischtennis-Abteilung von Lok Erfurt gedeiht und wächst. Und das seit nunmehr 60 Jahren. Mehr als 200 Mitglieder aller Altersklassen jagen dem Zelluloid-Ball nach

von Ute Rang

Erfurt. Der Ball ist meist weiß und im Durchmesser vier Zentimeter klein. Wie ein Pfeil fliegt er über den grünen Tisch, so schnell, dass Zuschauer ihm kaum mit den Augen folgen.

Ping-pong, ping-pong geht es hin und her zwischen zwei Spielern, zwei Seiten des Tischs und in der Mitte über ein Netz. Wenn der Ball für den Hauch einer Sekunde die Platte berührt, um noch im Moment wieder weg zu springen, gibt das ein Geräusch. In der Halle am Hirnzigenweg erklingt an jedem Abend, an jedem Nachmittag im Training der Chor der Bälle.

Ping Pong Ball sagen die Chinesen, wenn sie vom beliebtesten Volkssport in ihrem Land sprechen. Tischtennis sagen dazu die Deutschen und sind glücklich über Timo Boll. Er ist sicher der bekannteste Deutsche in China und in der Heimat nicht halb so berühmt wie die meisten Fußballer.

Weil Fußball der deutsche Nationalsport ist. Doch das Tischtennis, immerhin die schnellste Rückschlag-Sportart der Welt, hat treue Freunde, auch in Erfurt mit immerhin elf Tischtennis-Vereinen und erst recht bei Lok Erfurt am Hirnzigenweg. Vor bereits 60 Jahren wurde die Sektion Tischtennis gegründet.

1952 übernahm Werner Hotze die Leitung und blieb bis in die sechziger Jahre. Später wurde Karl-Heinz Dittfurth Sektionsleiter. Werner Weigelt leitete die Sektion Tischtennis von 1972 bis 1986. Von 1986 bis 2000 war Klaus-Peter Schmalz Abteilungsleiter. Seit 2000 ist es Franz Klesen.

Die Herren hielten und halten die Fäden in der Hand. Das braucht ein Verein. Vor allem aber braucht er die Begeisterung für das Tischtennis über den gelegentlichen Freizeitspaß hinaus und kluges Training.

Im Jahre 1972 wurden Jugendmannschaften gegründet. Die Sektion Tischtennis nahm Kinder aus dem Waisenhaus auf. Das Training aller Kinder leitete Horst Lengefeld und achtete auf die Patenschaften für die Kinder vom Waisenhaus.

Einen Aufschwung gab es ab 1976 mit Peter Hoffmann als Jugendleiter und Jugendtrainer. Das hat gehalten. Kinder und Jugendliche strömen auch im 60. Jahr in den Verein, der gerade an Kapazitätsgrenzen stößt. Vier Trainer arbeiten ehrenamtlich und ernsthaft steht am eigentlich erfreulichen Rande der Kapazität die Frage: Wie bekommen wir all die Kinder zu einem guten Training in die Halle?

Mehr als 200 Mitglieder aller Altersklassen spielen hier Tischtennis. Und das nicht irgendwie. Bei allem üblichen Auf und Ab in den Wettkämpfen füllen Erfolge die Vereinsjahre, wofür ein Senior und Schülerinnen gut Beispiele sind.

Harry Panser war 2001 Vizelandesmeister bei den Senioren und mit Werner Weigelt im Doppel auf dem dritten Platz der Thüringer Landesmeisterschaften. 2004 fuhren die Schülerinnen Anja Pohl, Yvette Jahnke, Christiane Licht, Julia Krietzsch mit Trainer Peter Baudach zu den Deutschen Südwestmeisterschaften und verblüfften die Konkurrenz. Zurück nach Erfurt kamen sie mit nichts Kleinerem als dem Titel. Zum ersten Mal seit 1989 wurde eine Mannschaft aus Thüringen Südwestmeister. 2005 wurden die Schülerinnen erneut Thüringer Landesmeister und Südwestmeister und Deutscher Vizemeister.

Bei den südwestdeutschen Meisterschaften 2006 gab es den dritten Erfolg in Folge. Die Schülerinnen spielten ein dramatisches Finale der Deutschen Meisterschaft. Im Endspiel stand es 5:5. Das Satzverhältnis von 18:19 stellte Erfurt auf den Vizerang.

2006 spielte Anja Pohl mit der Mannschaft des Sportgymnasiums Pierre-de-Coubertin bei den Schulweltmeisterschaften in Shanghai. Der Sport hat sie bis ins Tischtennis-Mutterland gebracht.

Das freilich ist die Ausnahme und doch lange kein Grund beim Training oder nach einem schweren Liga-Spiel zu verzagen. Wie ein Sport, der Konzentration und Ballgeschick verlangt, auch die Freude der Gemeinschaft erhält, zeigte das Vereinsfest zum Jubiläum. Da gab es überraschende, herzliche Begegnungen und natürlich Spiele am Tisch.

Quelle: TA